new trinity and unity | Hörerbrief an den Deutschlandfunk


Hörerbrief an den Deutschlandfunk

Der nachfolgende Hörerbrief bezieht sich auf das Interview von Tobias Armbrüster mit Heiner Geißler am 2. August 2011 um 8h15 im Deutschlandfunk

DLF-Redaktion Informationen am Morgen, Z. Hd. Tobias Armbrüster

Sehr geehrter Herr Armbrüster,
ich bin ein täglicher DLF-Hörer, beginnend mit den “Informationen am Morgen” bis “Tag für Tag”. Dabei bin ich in den meisten Fällen voll des Lobes über Ihre und Ihrer Kolleginnen und Kollegen journalistische Arbeit.

Heute aber bin ich empört! Empört darüber, wie Sie im Interview mit Heiner Geißler zu seinem Vorschlag “Frieden für Stuttgart” den Versuch machten, die Hörer des DLF für Ihre Kritik an einer Äußerung Geißlers mit einem angeblichen Goebbels-Zitat zu funktionalisieren. Ich weise für mich diesen skandalösen Versuch zurück. Selbst wenn ihrer Redaktion vor Ihrem Interview tatsächlich schon Hörerstimmen vorgelegen haben sollten, welche in die von Ihnen unterstellte Richtung gegangen wären, ist es unter keinen Umständen zulässig, pauschal die DLF-Hörer vor einen Karren zu spannen, den Sie sich aus ähnlichem neurotischem Rauschen im Blätterwald zurechtgezimmert haben. So geht es nicht!

Ich bitte Sie daher, mir mitzuteilen, wieviele DLF-Hörer sich vor Ihrem Interview mit Geißler beim DLF im Sinne Ihrer Unterstellung schon gemeldet hatten, er würde Goebbels Demagogie vom “totalen Krieg” “verharmlosen”, weil er diese Formulierung - aus dem Anlass “Stuttgart 21″ - natürlich im übertragenen Sinn erwähnt hatte, um vor einem “heißen Herbst” zu warnen, wenn sich die Fronten noch weiter verhärten würden und keine Seite von ihrer “totalen” Position Abstriche mache. Welcher Mensch, der seinen Verstand noch nicht verloren hat, kann denn daraus die unsinnige Unterstellung herleiten, die Sie dann dem Schlichter als Frage vorlegten, ob er damit nicht die demagogische Hetze des Naziministers und Kriegstreibers Goebbels “verharmlose”. Heiner Geißler verschlug es ob solcher bodenlosen Ungehörigkeit die Sprache. Auch weil Sie ihm ständig ins Wort fielen. Er hatte ja ganz recht damit zu sagen, dass man ihn am Radio gar nicht mehr verstehen konnte, was er erklären wollte, weil Sie ihn ständig unterbrachen und dazwischenredeten.

Geißler hat natürlich die Goebbelsrede, wie jeder geschichtsbewusste Zeitgenosse, auch im Kopf, doch hat er hier gewiss nicht “zitiert”, also im Sinne von Goebbels Suada, sondern ganz im übertragenen Sinn kennzeichnen wollen, dass es in Stuttgart höchste Zeit ist, sich zu verständigen, Frieden zu stiften. Dazu hat er am Schluss seiner Bemühungen einen konkreten Vorschlag unterbreitet und aufgerufen, diesen jetzt zu bedenken. Dass ein ähnlicher Gedanke vor Jahren schon mal im Spiel war aber - von wem und wie? - aus dem Verkehr gezogen wurde, ist doch kein Grund, ihn unter veränderten Umständen nicht wieder ins Gespräch zu bringen. Doch anstatt nun damit zu beginnen, lenkt man die Debatte ganz abwegig auf das angebliche Goebbels-”Zitat” - was es ja nie und nimmer war, trotz der genannten drei Worte.

Geißler wollte sagen: Es ist jetzt an der Zeit, einen vernünftigen Vorschlag zu bedenken, um zur Befriedung der “Auseinandersetzungen” in Stuttgart zu kommen; ein Vorschlag übrigens, an dessen Erarbeitung interessanterweise auch die Schweizer Firma SMA beteiligt ist, die ihn auch für die bessere Lösung hält, als dasjenige zu realisieren, was sich die Bahn und andere Interessengruppen in den Kopf gesetzt haben und was die SMA auftragsgemäß zu testieren hatte [Geschäft ist Geschäft!] und ja auch getan hat. SMA war im geschäftlichen Teil ihrer Beteiligung nicht aufgefordert, einen Alternativ-Vorschlag zur Sache zu machen, sondern nur zu beurteilen, was ihr die Bahn vorlegte.

Nun kam Geißler - aus seinem sozialen und demokratischen Engagement am Problem - auf die Idee, einen “Mittelweg” zu durchdenken und diesen mit der SMA zu kommunizieren. Und siehe da, auch diese Firma hält - wie gesagt - aus ihrem Sachverstand diesen in der Gesamtkonfiguration des Bahnknotens Stuttgart für den besseren. Auch ein Beispiel für ihre “Leistungsfähigkeit” aus dem gesellschaftlichen Hintergrund der Erfahrungen, wie in der Lebenspraxis des schweizerischen Demokratie-Modells, von dem ja Geißler wichtige Elemente in seine Bemühungen einbezogen hatte, mit solchen Urteilsbildungs- und Entscheidungsprozessen in unserem Nachbarland umgegangen wird. Warum haben Sie mit ihm nicht über diese Hauptsache gesprochen, anstatt auch dem neurotischen deutschländischen NS-Gespenst auf den Leim zu gehen und sich wie viele andere davon angesteckte “Öffentliche-Meinungsmacher” in deren Gefolgschaft begeben?

Aus Sensationsgier stürzte man sich auf das angebliche Goebbels-Zitat, anstatt die Anregung Geißlers aufzugreifen, den Vorschlag der SMA zu durchleuchten. Das würden sicher auch die Hörer des DLF begrüßen, anstatt absurde Unterstellungen hochzukochen. Ich bin gespannt, sehr geehrter Herr Armbrüster, ob Sie auch so hurtig zur Stelle sein werden, wenn es in Baden-Württemberg schon in Kürze die Initiative für ein Volksbe­gehren geben könnte, die den Kombi-Vorschlag Heiner Geißlers zum Gegenstand eines Volksentscheides bringen möchte. In Kürze wird darüber im Internet berichtet werden. Wenn Sie es wünschen, halten wir Sie gerne à jour.

Bitten Sie aber, uns wissen zu lassen, auf wieviele DLF-Hörer Sie sich bei Ihren Unterstellungen gegenüber Heiner Geißler vor Ihrem Interview tatsächlich beziehen konnten, als Sie pauschal von “den DLF-Hörern” sprachen, die angeblich hinter dem stünden, was Sie dann unter Berufung darauf thematisierten. Ich bin gespannt auf Ihre Mitteilung.

Wilfried Heidt, communication@demokratie-initiative21.de

Achberg, 2. August 2011