new trinity and unity | Wie kommt man zur Erkenntnis der Reinkarnation?


Wie kommt man zur Erkenntnis der Reinkarnation?

Antwort auf eine Nachfrage

Im Verlauf der Diskussion über den Artikel von Alexander Kissler zum »Schwarzbuch Waldorf« auf einer >> Webseite der SZ wurde mir eine weiterführende Frage zu meinem zweiten Posting [>> auch auf ttt publiziert] gestellt.

PxF schreibt am 10.9.08 und 08:51 zu meiner Einlassung vom 7.9.08, 15:16, dass es nach der anthroposophischen Geisteswissenschaft jedem Menschen im Prinzip möglich sei, die Reinkarnation als anthropologische Grundtatsache des Menschseins zu erkennen: »Das ist spannend! Ich würde gerne mehr darüber erfahren. Welche Erfahrungen hat Wilfried Heidt dazu gemacht?«
Gerne will ich dazu etwas mitteilen.

Zum einen, wie Rudolf Steiner seine Forschungsergebnisse zur Reinkarnationsfrage kommuniziert hat.

Das sind einerseits seine zahlreichen schriftlichen Darlegungen dazu in verschiedenen Büchern. Sie betreffen die Grundlagen der Erkenntnis der Tatsache als solcher. Auch den Weg der Schulung, wie man durch die Erkraftung des Denkens dahin kommen kann, sich selbst - nicht mehr gehirngebunden - im denkenden Bewusstsein übersinnlich zu erfahren. Diese Erfahrung ist der erste kontrollierte Schritt in die geistige Welt, die Begegnung mit dem höheren Ich, der Individualität als leibfreier, in sich selbst gegründeter, autonomer Wirklichkeit. Die übende Wiederholung dieser Erfahrung der durch die in kontemplativ-meditativer Konzentration vom eigenen Willen erzeugten Bewusstseinstat des von allen sonstigen Inhalten freien Denkens führt - im Bilde gesprochen - zum schrittweisen Erwachen der Ich-Geschichte, d. h. der zurückliegenden Inkarnationen. Dieses Erwachen ist nur möglich und dann auch frei von allem Spekulieren, welches in anderen Bewusstseinszonen urständet, wenn überhaupt eine auch vom Seelischen unabhängige freie Ichtätigkeit erreicht ist. Den entsprechenden Schulungsweg, der auch alle Dimensionen des Sozialen umfasst und durchmisst, findet man, wie gesagt, in den einschlägigen Schriften Rudolf Steiners. Sie sind alle in der Steiner-Gesamtausgabe zugänglich [ich beziehe mich hier vornehmlich auf seine philosophisch-erkenntnistheoretischen Grundschriften (1886-1894, GA 1-4) und auf die Titel »Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten« (1904/05, GA 10) und seine »Geheimwissenschaft im Umriss« (1910, GA 13)].

Anderersits gibt es zahlreiche [stenographisch professionell aufgezeichnete] Vorträge oder sog. »esoterische Stunden« oder »Klassen«, in denen Rudolf Steiner verschiedenen Kreisen von [erwachsenen] Schülern oder Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft den Schulungsweg und entsprechende Bewusstseinsübungen erläutert hat. Auch all dies steht heute für jedermann zur Verfügung. In diesen Vorträgen - wie auch in den genannten, nach 1900 erschienen Schriften schildert Rudolf Steiner auch ausführlich den Weg der menschlichen Individualität in der geistigen Welt zwischen Tod und einem folgenden Erdenleben. In diesem Zusammenhang teilt er dann auch die Karmagesetze mit, die das Schicksal des Menschen bilden. Und es gibt zahlreiche weitere Vorträge, in denen er von manchen Individualitäten z.T. deren mehrere Reinkarnationen und Schicksalswege bespricht. Besonders dieses stößt, soweit ich es sehe, bei vielen anthroposophisch orientierten Menschen auf Interesse. Das kann man verstehen. Für mich hat es nie eine wichtige Rolle gespielt. Ich selbst kann die Einzelheiten dieser Mitteilungen nicht überprüfen. Dass es einmal möglich sein wird, davon bin ich aus Erfahrungsgründen überzeugt. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass der Erkenntnisweg der Geisteswissenschaft so, wie Steiner ihn eröffnet hat, zu in den Grundtatsachen verifizierbaren Ergebnissen führt, wenn man, wie in jeder Wissenschaft, ihre Arbeitsweise gewissenhaft befolgt.

Zum andern in der Kürze eine letzte Frage, die das Problem, über konkrete Reinkarnationserkenntnisse öffentlich zu kommunizieren, betrifft. Nach meinen Erfahrungen ist das wegen des ganz aufs Sensationelle ausgerichteten Charakters der heutigen Bewusstseinsverhältnisse - insbesondere in den elektronischen Massenmedien - und der bisher nur verschwindend wenigen bewusstseinspraktisch im hier besprochenen Sinn arbeitenden und nur dadurch fürs Erkennen des Übersinnlichen entsprechend vorbereiteten Menschen vorläufig verantwortlicherweise ausgeschlossen. Man könnte nur missverstanden werden. Um so wichtiger ist es, Anstöße zu geben, damit auch diese Arbeit von immer mehr Menschen in Angriff genommen wird. Diskurse wie die hier geführten können eine Anregung dafür sein.

Ich hoffe, auf die Nachfrage so eingegangen zu sein, dass meine Antwort nachvollziehbar ist.