new trinity and unity | Zeichen der Zeit - 18-06-10


Zeichen der Zeit - 18-06-10

Zum 17. Juni 2010

Liebe Leser meiner Korrespondenz zur Zeitgeschichte!

Nun hatten wir in der BRD gestern ja mal wieder das zweifelhafte Vergnügen zwei unserer hohen Repräsentanten aus dem politischen bzw. dem wissenschaftlichen Leben anlässlich des „17. Juni” den Deutschen ihr Geschichtsbild und ihr Demokratieverständnis vortragen zu hören. Herrn Lammerts Redenschreiber hatte im Archiv entdeckt, dass es ein intelligenter Einstieg in das Thema sein könnte, daran zu erinnern, dass der gestrige 17. Juni ja auch der 200. Geburtstag Ferdinand Freiligraths war, an dessen „Trotzalledem” auch ich kürzlich im Zusammenhang mit einer meiner wiederholten Erinnerungen an die Ereignisse vom Herbst 1989 in der DDR im Blick auf die Devise „Wir sind das Volk” erinnert hatte [s. www.volks­gesetz­gebung-jetzt.de/pdf/2010-05-28-kommentar.pdf ].

Nun, es wäre zu viel der Erwartung gewesen, hätte man in Lammerts abgelesener Rede nun auch von diesem Bezug zu vernehmen gehofft oder auch nur davon, dass dieser Dichter am 18. März [!] 1876 verstarb, nachdem er längst vom „Trompeter der Revolution” zu einem Verherrlicher des wilhelminischen Hurrah-Patrioten mutiert war [„Vivat Germania"]. Denn in solcher Reflexion könnte ja der Keim für ein zu revidierendes Geschichtsbild erwachen; da macht man dann um solche Klippen lieber einen großen Bogen und spult mal wieder jene Propaganda eines manipulierten Geschichtsbildes ab, damit nur ja keine deutsche Seele ein Aha-Erlebnis habe! Von all den uninspirierten akademischen Halbwahrheiten der letztjährigen Präsidentenschaftskandidatin der SPD Gesine Schwan als Hauptrednerin ganz zu schweigen [beider Reden: www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2010/30224222_17__juni/gedenkstunde.pdf]

Da erinnerte ich mich zum Vergleich an ein Dokument aus der Achberger Zukunftswerkstatt aus 1988, das zum Kreis jener wichtigen Dokumente zählte - aber bisher nicht publiziert ist -, die am Ende der achtziger Jahre unsere damalige Arbeit zu einer gewissen Kulmination, einer „Kulmination der Anthroposophie”, wie Rudolf Steiner sie vorhergesagt hatte, führten. Auch wenn mir schmerzlich bewusst ist, dass sich am gestrigen 17. Juni außer mir keine einzige Menschenseele auf diesem Planeten an diesen Zusammenhang erinnerte, will ich doch im Bewusstsein der Dankbarkeit an meinen Freund Bertold Hasen-Mül­ler, mit dem ich seinerzeit dieses Dokument als Petition an den Deutschen Bundestag erarbeitet hatte, dem Kreis der Leser dieser Korrespondenz die Gelegenheit verschaffen, Einblick zu nehmen in dasjenige, was damals - im Jahr vor 1989 - nochmals eine Chance hätte sein können, der weltgeschichtlichen Entwicklung eine andere Richtung zu geben [s. Anhang]. Dabei weiß ich auch, dass man wahrscheinlich an einer Hand jene zusammenzählen kann, die sich über die Bedeutung einer solchen Tat, auch wenn sie damals vom politischen System nicht einmal ordnungsgemäß bearbeitet wurde, im klaren sind - hatte doch kein öffentliches Medium dem Vorgang Aufmerksamkeit geschenkt und kein „Professor” war der Verfasser des Textes.

Auch wenn es heute nicht anders sein wird, werde ich im Zug der Zusammenstellungen einer größeren Zahl solcher bisher unveröffentlichter oder seit längerem vergriffener Texte zur Neuherausgabe anlässlich des 40. Gründungsjahres der Achberger Zukunftswerkstatt auch dieses Dokument „Vom 17. Juni zum 23. Mai” jetzt für alle Interessierten zugänglich machen [s. Anhang]. Es allein könnte das manipulierte Geschichtsbild der Deutschen aus einer zentralen zeitgeschichtlichen Perspektive korrigieren, d. h. ins Rechte denken. Für die Leser der Zeichen der Zeit das Dokument vorab.

Mit besten Grüßen

Wilfried Heidt