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Joseph Beuys und Wilfried Heidt
Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit

1. Die hier dokumentierte Zusammenarbeit war insofern beispielhaft, als sie nicht von jenem Verhältnis zwischen den Beteiligten geprägt war, welches sich ansonsten in den meisten anderen mir bekannten Fällen im Verhältnis zwischen Beuys und Dritten ergab: für Letztere war er fast immer der »Lehrer« oder eben derjenige, der nach seiner Stellung im Kunstbetrieb der Zeit als »weltbekannter« Akteur mit entsprechender Ausstrahlung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand und große mediale Beachtung genoss.

2. Das alles spielte in unserem Verhältnis untereinander überhaupt keine Rolle. Ich lernte ihn kennen im Zusammenhang mit Projekten, für die ich allein oder im Kreis einiger anderer verantwortlich war. Er beteiligte sich an diesen Projekten. Ich war dabei in ständigem Kontakt und Beratung mit ihm. Er stieß in dieser Arbeit auf Erkenntnisse, die er zum Teil auch schon vor unserer Begegnung auf seinem Entwicklungsweg [z. B. das Werk Rudolf Steiners betreffend] Jahre vor mir kennen gelernt und intensiv studiert hatte.

3. Andererseits war es so, dass Beuys durch seine Beteiligung an den wesentlichen von mir ergriffenen Initiativen und gestarteten Projekten auf Zusammenhänge aufmerksam wurde, die dann ab 1973 bis an sein Lebensende für sein Werk von allergrößter Wichtigkeit wurden. In erster Linie ist dafür zu nennen Person und wissenschaftliches Werk Wilhelm Schmundts. Ihnen begegnete er im Rahmen von

Keramikkachel original

Veranstaltungen, für die ich im Internationalen Kulturzentrum Achberg verantwortlich war. Der Charakter und entscheidende Begrifflichkeiten seines Wirkens sind ohne die geistige »Einverleibung« dessen, was Schmundt ab 1972 in die Achberger Arbeit einbrachte, undenkbar. Auch für das Verstehen seiner Arbeiten ab 1973 liegt hier der Schlüssel des Wesentlichen – seines Wort- wie seines plastischen Werks im engeren Sinn. Wer das nicht weiß und sich darüber nicht solide kundig macht, kann das Gesetzmäßige darin nicht erkennen und wird es subjektivistisch missverstehen müssen.

4. Das gilt schließlich auch für alles das, was Beuys in begrifflicher und initiativer Weiterführung dessen aufgenommen und verantwortlich in sein Schaffen integriert hat, dem er – zunächst angeregt durch Publikationen Peter Schilinskis – zum Thema »direkte Demokratie durch Volksabstimmung« in seinem Wirken bereits einen herausragenden Platz eingeräumt hatte; dieses nun aber im Zusammenhang seiner Mitwirkung bei den Grünen in seinen drei letzten Lebensjahren kompetent und authentisch durch das vertieft und erweitert zum Einsatz brachte, was ich zusammen mit Bertold Hasen-Müller als die Konzeption der »dreistufigen Volkgesetzgebung« seit Anfang der achtziger Jahre entwickelt hatte.

Die hier zusammengestellten Dokumente unserer Zusammenarbeit beschränken sich zunächst auf das derzeit wichtigste Beispiel des »Aufrufs zur Alternative« aus Ende 1978 und meiner gelegentlichen Mitwirkung im Rahmen seiner Projekte [wie beispielsweise mit dem »Achberger Jahreskongress bei der »Honigpumpe am Arbeitsplatz«, Documenta 1977].

21. Oktober 2008

Wilfried Heidt

Nachdruck als A5-Heft >> pdf

Der »Aufruf zur Alternative«, erschienen in der
Frankfurter Rundschau vom 23. Dezember 1978.

Sechs Seiten aus dem Originalmanuskript -
Entwurfsfassung
[rote Kürzungen Beuys handschriftlich]:
 
Postkarte von Josef Beuys an
Wilfried Heidt und Peter Schata
[20. Dezember 1978]


Lieber Wilfried,
Lieber Peter,

das haben wir, denke ich
gut ausgekocht.
Bewährung, Bewährung,
Bewährung
im Kampf mit der irdischen
Zeit.
So sollten wir es immer machen
schnell konferieren und die Gelegen-
heit nutzen. Blitzartig

Danke, Euer Joseph



Eine Brief aus jenen Tagen
[Wilfried Heidt an Mary Bielefeld]:
Der Brief als >> pdf

Joseph Beuys :
Reden über das eigene Land. Deutschland,
München 1985

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Wilfried Heidt:
Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips.
Joseph Beuys, die Aufgabe der Deutschen
und der dreiundzwanzigste Mai 1989

Ein Vortrag aus dem Jahr 1987

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