new trinity and unity | Zeichen der Zeit - 03-05-2010


Zeichen der Zeit - 03-05-2010

Ohne das »Integrale System einer neuen sozialen Architektur«, wie es die Medianum-Idee baukünstlerisch zur Erscheinung bringt zu denken, gibt es keinen nachhaltigen Ausweg aus den vom Finanzmarkt entzündeten Krisen in allen Sphären des sozialen Organismus.

Lasset euch künden:
Es soll verschwinden,
die Qual der Erde,
dass Friede werde.

Christian Wagner

Liebe Leser landauf, landab!

Lange habe ich gezögert mit einer Wortmeldung zu den nun schon seit längerem laufenden Debatten über die vom kranken Geldwesen ausgehenden gesellschaftlichen Krisenerscheinungen und zu allerlei Initiativen aus dem zivilgesellschaftlichen Raum, die dazu aufgetreten sind. Alles zu letzterem sah ich als Stückwerk und für die beabsichtigten Zwecke als »Sturm im Wasserglas«. Was der Grund war, warum ich mich daran ebenso wenig beteiligte wie an den Initiativen für ein »bedingungsloses Grundeinkommen«; war alles gut gemeint, aber sozialwissenschaftlich und geisteswissenschaftlich gesehen unzulänglich, um nicht zu sagen auf Sand gebaut.

Nun war aber durch die Zuspitzung der allgemeinen Entwicklungen und Debatten der letzten Tage die Zeit gekommen, dass es unverantwortlich gewesen wäre, weiter zu schweigen - obwohl ja die medialen Bedingungen allerorten sind wie sie sind, d. h. eher keine Aussicht besteht, gehört zu werden. Trotzalledem!

1. Die Gelegenheit ergab sich am 30. April mit einem Leitartikel in der Süddeutschen Zeitung, aus welchem der Deutschlandfunk am frühen Morgen in der Presseschau einen Abschnitt sendete. Darin tauchte ein Stichwort auf, das mir geeignet erschien für eine Anknüpfung, um auf das einzig Weiterführende zu sprechen kommen zu können. Denn wenn nicht der Blick darauf gerichtet und erkannt werden wird, dass alle heutigen Krisen, insbesondere diejenigen, die aus dem monetären System der Gesellschaft verursacht sind, daher rühren, dass unsere heutigen Verhältnisse noch immer mit den ideologischen Begriffen aus dem 19. Jahrhundert beschrieben und praktiziert werden, alldieweil wir längst hätten übergehen müssen zu einer Revolution dieser Begriffe und einem Systemwandel, einer neuen sozialen Architektur, wie wir sie in Jahrzehnten erforscht und in zahlreichen Publikationen und Entwicklungen seit den 70 Jahren zur Darstellung gebracht haben.

Am weitesten in die Öffentlichkeit kamen wir Ende 1978 mit dem »Aufruf zur Alternative« in der Weihnachtsausgabe der »Frankfurter Rundschau«, der ersten ausführlicheren Darstellung des Schrittes von der »Drei-« zur »Viergliederung«. Es war damals die Möglichkeit entstanden, dass Joseph Beuys eine solche Publikation in der FR realisieren konnte. Der Text entstand aus unserer Zusammenarbeit mit ihm. Er blieb bis heute das Einzige, was in der Tradition des Dreigliederungsimpulses in Form einer Gesamtschau auch zu der Notwendigkeit eines Umdenkens im Blick auf die Begrifflichkeiten des monetären Systems bis heute an eine größere Öffentlichkeit dringen konnte. Im Rahmen der Grünen wurde diese Alternative dann noch eine Zeit lang diskutiert, ehe sie schließlich wieder zurückkam an ihren Achberger Ausgangspunkt und hier sozialwissenschaftlich weiterentwickelt wurde.

2. Durch das Aufbrechen der sog. Banken- und Finanzmarktkrise vor einem guten Jahr bekam dieser Ansatz wieder eine neue Aktualität. Man konnte sich aufgefordert sehen, die Publikation von 1978 erneut ins Spiel zu bringen. Leider wurden wir dabei von den Repräsentanten der sich stark auf Beuys beziehenden Szene, besonders diversen seiner »Meisterschüler« und anderer sein Wirken für einen »erweiterten Kunstbegriff« [»soziale Plastik«] propagierenden Freunde bisher in keiner Weise unterstützt - während sie ansonsten jeder Sentenz, die der »Meister« diesbezüglich geliefert hat, nachhecheln und, nicht selten missverstehend, nachahmen. Ausgerechnet der »Aufruf« aber, der sich ja gründet auf die Forschungsergebnisse Rudolf Steiners, Eugen Löbls und Wilhelm Schmundts, den Beuys auch als »unseren großen Lehrer« verehrte und der einzige ausführliche Textzusammenhang dessen ist, was ab 1977 auch sein übriges Wirken bis zu seinem Tod entscheidend prägte, ausgerechnet dieses Werk wird von den Genannten ignoriert. Die wahren Gründe dafür sind ja bekannt; man will mit der Ignoranz anderes treffen. Aber man trifft damit auch Beuys und letztlich aus sich selbst; denn man kann einen der Schlüsselbegriffe in der Beuysschen Kunstauffassung, den so oft missbrauchten Begriff der »Soziale Plastik« ohne diese Quellen überhaupt nicht authentisch verstehen [s. dazu auch www.wilfried-heidt.de/2008/08/02/die-umstuelpung-des-demiurgischen-prinzips].

3. Für uns war und ist es selbstverständlich, dass wir dieses Dokument auch jetzt wieder in den aktuellen Debatten zur Finanz und Wirtschaftskrise ins Spiel gebracht haben und bringen. Aber es wurde nun immer dringlicher, auch unabhängig davon sich mit der Achberger medianum-Position, also dem »integralen System« der Vermittlung der vier gesellschaftlichen Funktionen in der Perspektive einer »Neuen sozialen Architektur«, in die laufende Debatte einzuklinken.

Eine günstige Gelegenheit ergab sich nun, wie oben erwähnt, durch eine Publikation in der SZ. Daraus wurde nun nicht nur eine Einlassung in die Debatte mit einem Kommentar in der Zeitung [s. www.sueddeutsche.de/politik/766/509893/text, Kommentar vom 03.05.2010, 11:53], sondern erweitert unser neues Projekt »Großer Ratschlag«, das wir zur Beteiligung für alle Interessierten auf die Seite www.volksgesetzgebung-jetzt.de/blog/1/der-grosse-ratschlag ins Netzt gestellt haben.

4. Dazu nun abermals die Bitte: Es können diese Dinge nur dann in die größere öffentliche Wahrnehmung treten, wenn sich auch möglichst viele der Empfänger der Zeichen der Zeit an der Debatte beteiligen. Bitte schaltet Euch mit Kommentaren ein - sowohl in der Süddeutschen Zeitung auf der Seite www.sueddeutsche.de/politik/766/509893/text als auch auf der Seite des »Großen Ratschlags« www.volksgesetzgebung-jetzt.de/blog/1/der-grosse-ratschlag. Hier steht auch mein erweiterter Kommentar zum Artikel in der SZ und die ersten Beteiligungen am Ratschlag. Bitte macht auch alle Eure Facebook-Freunde auf den Ratschlag aufmerksam und ladet sie zur regen Beteiligung ein. Auf der Ratschlagseite findet man dann auch alle weiterführenden Links zu unseren anderen Projekten in diesem Zusammenhang. Im Anhang die Einstiegstexte in die Debatte als PDF.

Herzliche Grüße
Wilfried Heidt

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